Lesepatenschaft

Lesepaten machen Lust auf Abenteuer im Kopf

Wörgl – Wenn man den 71-jährigen Wörgler Klaus Sedlak fragt, wie man am besten jung bleibt, hat er sein ganz eigenes Rezept parat: „Man wird Lesepate.“ Sedlak ist nämlich der Motor einer Aktion, die von der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik als ein landesweites Vorzeigemodell gepriesen wird. Seit rund vier Jahren hilft er Schülerinnen und Schülern der Neuen Mittelschule in Wörgl dabei, besser lesen zu lernen und dabei Texte im Sinn erfassen zu können.

Meist handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die einen Migrationshintergrund aufweisen. Was der Pensionist vor vier Jahren als eine reine Privatinitiative begonnen hat, ist seit wenigen Tagen ein Verein und wurde am Donnerstagabend mit einem Fest offiziell aus der Taufe gehoben.

Sedlak, der auch Gründungsobmann ist, hat mittlerweile 26 Gleichgesinnte um sich gesammelt, die sich ein Mal die Woche mit ihren Patenkindern zum Lesen in der Schulbibliothek treffen. „Wir unterrichten die Kinder nicht, sondern korrigieren sie, so wie es zuhause die Eltern machen“, streicht Sedlak hervor. Zwischen 50 und 55 Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur dritten Schulstufe werden mittlerweile betreut. Dabei geht es nicht nur um die Unterstützung für den reinen schulischen Erfolg, sondern auch um die Integration, wie es zum Beispiel die stellvertretende Vereinsobfrau Claudia Göttinger aus Angerberg sagt. Den Erfolg der Arbeit der Lesepaten kann Schuldirektor Hubert Kronthaler bestätigen. „Die Lesepatinnen und Lesepaten treiben den Weg der Integration voran.“ Und auch wenn das nicht immer leicht sei, „es gibt Schülerinnen und Schüler, wenn man denen nicht hilft, schaffen sie es nicht“, fügte Kronthaler an. Für Landesrätin Beate Palfrader, die der Gründungsfeier die Ehre gab, ist das Wörgler Patenmodell ein nachahmenswertes Projekt für das ganze Land. „Gerade bei der PISA-Studie hat sich gezeigt, dass es Mängel im sinnerfassenden Lesen gibt. Und hier helfen die Paten aus, wenn zuhause diese Sprach- und Lesekompetenz nicht gefördert werden kann“, strich die Landespolitikerin die Wichtigkeit der Arbeit der Vereinsmitglieder hervor. Der Kirchbichler NR Josef Lettenbichler stimmte in den Lobes­chor ein: „Die Integration ist im Bezirk immer wieder ein wichtiges Thema, hier decken die Vereinsmitglieder einen ganz wichtigen Teil ab.“ Dieses lobenswerte Modell will er auch in den Mauern des Parlaments bekannt machen. Der Verein will übrigens auch in anderen Orten Patenschaften beginnen.